KÖLNISCHE RUNDSCHAU || Kritik an Türkei Plakat am Kölner Eifelwall erinnert an inhaftierte Oppositio
VON JOHANNES SPÄTLING
Köln - Politische Kunst muss sichtbar sein und gesehen werden. Über drei mal zwei Meter erstreckt sich aktuell am Eifelwall 5, nahe dem Landgericht, ein Plakat, dessen Botschaft eindringlicher und aktueller kaum sein könnte. „Das Kunstwerk hat viele Facetten“, betont sein Urheber, der Künstler Ali Zülfikar. Auf grünem Grund sind Menschen zu sehen, die direkt oder indirekt an den Gezi-Protesten in der Türkei 2013 beteiligt waren.
Wochenlang versammelten sich tausende Menschen in Istanbul, um friedlich zu protestieren, ehe die Polizei die Demonstrationen gegen die Regierung gewaltsam beendete. Bis heute werden deshalb Menschen in der Türkei verhört, eingesperrt oder festgehalten.
Als Staatsfeinde jahrelang in U-Haft
Unter anderem zeigt das Plakat die türkischen Oppositionspolitiker Figen Yüksekdağ und Selahattin Demirtaş, sowie den Unternehmer und Menschenrechtsaktivisten Osman Kavala. Alle drei sitzen als angebliche „Staatsfeinde“ in der Türkei seit Jahren in Untersuchungshaft. „Bravehearts“ – „Mutige Herzen“ hat Zülfikar sein Werk genannt: „Es zeigt Menschen, die für die Würde anderer Menschen kämpfen.“ Das Kunstwerk ist Teil der „18/1-Menschenrechts-Plakatkampagne“ der Cultopia Stiftung Köln und wird als Original vom 4. bis 19. August in einer Benefiz-Ausstellung am Brüsseler Platz 14 gezeigt. Bis zum 11. August kann auch das Plakat am Eifelwall betrachtet werden. Am Mittwoch kamen zahlreiche Vertreter aus Politik und Kultur an den Eifelwall, um die Enthüllung beizuwohnen.
Ali Zülfikar fordert mit seinem Werk auch die „sofortige Freilassung“ von Osman Kavala, gemäß der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Dem schloss sich auch die Kölner Bundestagsabgeordnete Serap Güler (CDU) an: „Ich danke Ali Zülfikar, dass er dieses wichtige Thema aktualisiert. In der Türkei gibt es keine demokratischen Verhältnisse, es herrscht pure Willkür.“ Auch Andreas Wolter, Bürgermeister der Stadt Köln, betonte die Wichtigkeit der Ausstellung: „Das Kunstwerk und die Ausstellung sind eine große Gelegenheit für unsere Demokratie und die Vielfalt unserer Stadt.“
Den Gefangenen ein Gesicht gegeben
Dirk Kästel, Vorstandsvorsitzender der Cultopia Stiftung, erklärt: „Ali Zülfikar gehört in eine Liga mit Klaus Staeck, er ist ebenso ein Künstler, der gesellschaftlich Haltung zeigt. Für uns ist er ein Vorbild. Er gibt allen politischen Gefangenen mit seinem Werk ein Gesicht.“ Der 1971 in der Türkei geborene Zülfikar lebt seit vielen Jahren in Köln. Das Bonner Haus der Geschichte erwarb zuletzt sein Werk „Greta“. Zülfikar erhielt drei Stipendien des NRW-Kultur-Ministeriums fur Kultur und Wissenschaft sowie ein städtisches gefördertes Atelier der Stadt Köln.
Hamide Akbayir (Linke) saß bis 2020 im Kölner Stadtrat und war in der Türkei wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung festgehalten worden. „Es ist höchste Zeit, das so auf die Menschenrechtsverletzungen aufmerksam gemacht wird“, sagt sie zu der Ausstellung
Die Bilder der Ausstellung können im angeschaut und erworben werden. Einen Teil des Verkaufserlöses nutzt die Stiftung, um Menschenrechtsaktivisten in der Türkei mit Spenden zu unterstützen.
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